"Ein Blick Backstage" – Was macht eigentlich ein Bühnenmeister?

Dieses Mal machen wir einen Ausflug in das Mehr! Theater am Großmarkt in Hamburg – oder genauer gesagt in den Arbeitsalltag von Adrian Stoica, der als Bühnenmeister aus dem Theater nicht mehr wegzudenken ist. Für Theater Hamburg erzählt er uns, warum das so ist.

 

Wenn wir das Theater besuchen, denken wir über Sicherheit eigentlich kaum nach, bzw. halten es für selbstverständlich, dass alles glatt läuft. Genau das ist es, was wir Adrian Stoica zu verdanken haben. Seit bereits 11 Jahren verdient er in der Veranstaltungsbranche seinen Lebensunterhalt. Durch Tourneen und Konzerte, Open-Airs und Theater hat er schon vieles gesehen, vieles gemacht, vieles geleistet und vieles unterstützt.  Ein Bühnenmeister sorgt nämlich für die Sicherheit und Durchführung der Veranstaltung.

 

Wer auf der Suche nach Adrian ist, hat viele Anlaufstellen abzulaufen, denn er hat keinen festen Einsatzort. Er ist da, wo er gebraucht wird und das kann sowohl auf der Bühne sein, als auch im Saal, im Backstage-Bereich, bei den Lagerflächen oder in seiner Werkstatt. Als sein Lieblingswerkzeug betitelt er das Gaffa, welches unter dem Namen Panzertape vermutlich mehr Verständnis erzeugt. Jede Schicht beginnt stets mit einem Rundgang, indem sowohl die Brandmeldeanlage kontrolliert, als auch das Haus auf jegliche Schäden überprüft wird. Für die Abendschichten werden diese Kontrollgänge zusätzlich von der Hamburger Feuerwehr gestellten Brandsicherheitswache unterstützt, um sicher zu gehen, dass ausreichend Fluchtwege vorhanden sind. Um die Türen für das Publikum letztendlich öffnen zu können, ist Kommunikation das A und O, denn nicht nur der Bühnenmeister, sondern auch die Produktion und die Vorderhausleitung müssen dafür zustimmen.

"Mein Arbeitswerkzeug ist in erster Linie der Kopf, die beiden Hände und natürlich mein Lieblingsarbeitswerkzeug: Gaffa, auch Panzertape genannt."

Adrian Stoica
Foto: Mehr! Theater am Großmarkt
 

Der Beruf Bühnenmeister hat bereits die ein oder andere Veränderung miterlebt und wird sich auch in Zukunft weiterentwickeln. Was einst alles per Hand durchgeführt wurde, wird heute mehr und mehr durch Technik und Elektronik ersetzt. So sind zum Beispiel Theaterzüge, die früher mit Seilen aus Hanf gezogen wurden, heute komplett automatisiert. Zurzeit befindet sich der Beruf im Umbruch, denn bald wird er nicht mehr fachspezifisch sein, sondern als Meister für Veranstaltungstechnik die Bereiche von Beleuchtung, Studio und Bühne abdecken.

Nun aber mal zurück zu Adrian. Angefangen hat alles bereits im Alter von 14, als Adrian durch seinen Vater das erste Mal ein Tonstudio betrat und von dem Moment an Begeisterung für Tontechnik verspürte. Ein zweijähriger Tontechnikkurs, das Unterstützen von Bands mit Licht und Ton auf Festivals und Konzerten und eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker dienten als Grundlage, um im Anschluss die Ausbildung zum Meister zu absolvieren.

Neben dem handwerklichen Ausbildungsweg zum Bühnenmeister, den Adrian gegangen ist, gibt es den studierten Weg, in dem man durch den Studiengang Bachelor und Master of Engineering zum Ziel kommt. Und diejenigen, die ohne Abschluss in der Branche arbeiten, müssen den Kopf nicht hängen lassen, denn auch hier gibt es Möglichkeiten, Meister zu werden.  Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass eine unbefristete Festanstellung nicht immer selbstverständlich ist, da es sich oft in einem saisonalen und produktionsbedingten Rahmen bewegt. Wenn man sich jedoch an Adrian orientiert "ist der Beruf so breit gefächert, dass man, wenn man will und nicht an einen Ort geklammert ist, eine Festanstellung bekommen kann."

Adrian Stoica
Foto: Mehr! Theater am Großmarkt
 

Während seiner Ausbildung zum Veranstaltungstechniker in einer "Rock’n’Roll Firma" begleitete er nicht nur zahlreiche Tourneen und Festivals, sondern lernte seine Arbeit auch im Ernst-Barlach-Theater in Güstrow. Nach abgeschlossener Ausbildung musste er dem Job dort jedoch den Rücken zukehren und es verschlug ihn nach Hamburg – der Theaterstadt Deutschlands, wo er vorerst für eine Veranstaltungstechnikfirma arbeitete, währenddessen allerdings von einem Theater abgeworben wurde, wodurch er durch Übernahme der Kosten deutlich früher als geplant die Weiterbildung zum Meister angehen konnte. Auch das Altonaer Theater in Kooperation mit den Hamburger Kammerspielen, das Harburger Theater und das Haus im Park sowie das Bergedorfer Theater sind in seinem Lebenslauf anzufinden, bis es ihn letztendlich in das Mehr! Theater am Großmarkt verschlug. Bei einer solchen Laufbahn gibt es doch mit Sicherheit ein Ereignis, dass sich besonders in die Erinnerung gebrannt hat:

 

"Es ereignete sich im Dezember 2015 zur Weihnachtszeit, als sich 534 Kinder das Weihnachtsmärchen 'Michel aus Lönneberga' anschauten. Ein Schauspieler erkrankte während der Show und wurde in der Pause sogar vom Krankenwagen abgeholt. Als Bühnenmeister musste ich eine Entscheidung treffen. Ich habe dann kurzfristig die Rolle des Taschendiebes übernommen. [...] Um einfach den Kindern nicht den Nachmittag zu verderben, habe ich mir in der Pause das Textbuch genommen, auf der DVD die Laufwege angeschaut und mit den Schauspielern alles Nötige besprochen. Im zweiten Akt war ich dann der Dieb auf der Bühne. The Show Must Go On!"

Dies beweist die Tatsache, dass es sich um einen sehr vielseitigen Beruf handelt, denn einen geregelten Tagesablauf gibt es kaum. Jeder Tag bringt neue und unvorhersehbare Aufgaben mit sich, langweilig kann es also eigentlich gar nicht werden. Die Arbeit mit den unterschiedlichsten Menschen kann sowohl schön und spannend, als auch nervenaufreibend sein, denn wer kennt es nicht, morgens mal mit dem falschen Fuß aufzustehen und dies unter Umständen – auch wenn es unfair ist – an anderen auszulassen. Gerade in der Künstlerbranche hört man ja des Öfteren von dem ein oder anderen etwas komplizierteren Charakter. Der Spagat zwischen Zufriedenstellung von Kunden, Produktion, dem eigenen Haus und dem eigenen Team gehört zum täglich Brot eines Bühnenmeisters. Kein üblicher "9 to 5 Job" also, der einen da erwartet.

Natürlich muss man sich darüber bewusst sein, dass wenn alle anderen ein schönes Event genießen und feiern, der Bühnenmeister dafür zuständig ist, dass alles glatt läuft, er also arbeiten muss. Aber den von Adrian genannten Vorteil, können wir vermutlich alle nachzollziehen:

,,Zu sehen das 6.000 Menschen auf einem Festival vor der Bühne stehen, die du aufgebaut hast, ist schon ein tolles Gefühl.’’

Wir wünschen dir noch viele weitere wundervolle Jahre am Mehr! Theater, lieber Adrian! Danke, dass wir uns Dank dir bei den Theaterbesuchen sicher fühlen und durch einen reibungslosen Ablauf jedes Erlebnis genießen können.