Großes Theater auf kleiner Bühne
Hier kommen nicht nur Theaterfreunde voll auf ihre Kosten.
Die Hamburger Kammerspiele sind ein kleines, aber dafür umso feineres Privattheater, dessen renommierte Produktionen weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt sind. Gezeigt wird modernes und kritisches Sprechtheater mit zeitgenössischer Dramatik. Neben dem klassischen Kammerspiel und modernen Klassikern sind auch Lesungen, politisches Kabarett und Liederabende bis hin zu dem jährlich stattfindenden Weihnachtsstück zu sehen.
Die Hamburger Kammerspiele sind ein Ort des feinsinnigen Erlebens, dessen Zauber man sich nur schwer entziehen kann. Die Besetzung für alle Produktionen ist stets hochkarätig, hier kann man großen Namen, wie Monica Bleibtreu, Otto Sander, Nicole Heesters, Helmut Zierl, Boris Aljinovic, Christian Redl, Iris Berben, Christian Berkel und Andrea Sawatzki, Dominique Horwitz? sehen und erleben.
Ein Haus mit Geschichte
Nicht nur das Programm der Hamburger Kammerspiele ist spannend, sondern auch die überaus bewegte Geschichte des Hauses. Die herrschaftliche Villa wurde 1863 von dem Kaufmann Otto Eduard Ferdinand Pfennig im klassizistischen Stil erbaut. Ab 1904 wurde das Gebäude Treffpunkt der jüdischen Freimaurerloge, wegen der schlechten weltwirtschaftlichen Lage musste die Villa 1930 an die Anthroposophische Gesellschaft verkauft werden, der Loge war jedoch weiterhin die Nutzung erlaubt. Das Gebäude wurde erweitert und wurde zum Zentrum der jüdischen Gemeinde Rotherbaum.
1941 liquidierten die Nazis den Jüdischen Kulturbund und das Gebäude wurde an die Stadt Hamburg zwangsverkauft. Nach dem Terror der Nazis fand unter der Leitung von Ida Ehre, einer ehemaligen Inhaftierten des KZ Fuhlsbüttel, die Wiedereröffnung der Hamburger Kammerspiele statt. Diese Wiedereröffnung stand für den Neuanfang und die Idee eines »Theaters der Menschlichkeit und Toleranz«.
Nach dem Tod der Gründerin Ida Ehre wurde das Haus mit wechselnden Konzeptionen weitergeführt. Ulrich Tukur und Ulrich Waller reformierten ab 1995 die Hamburger Kammerspiele, die beiden Theatermacher holten in den folgenden Jahren bekannte Schauspieler und Regisseure an das Theater.
Mit Beginn der Spielzeit 2003/2004 übernahmen Axel Schneider und Dietrich Wersich die Leitung der Hamburger Kammerspiele. Für Axel Schneider ist diese Bühne der optimale Ort für eindringliches Kammerspiel, zudem ist es ihm ein wichtiges Anliegen, das ihr eigene Profil der Hamburger Kammerspiele zu wahren ? mit vielen Ur- und Erstaufführungen. »Wir wissen um die besonderen Wurzeln und Traditionen dieses Hauses und wollen dieses Theater für Hamburg wahren und weiterentwickeln.« In den Spielzeiten 2006/2007 und 2007/2008 ist es den Hamburger Kammerspielen, als erstem Privattheater überhaupt gelungen, den hochdotierten Pegasus Preis, einen der wichtigsten Hamburger Privattheaterpreise, zu bekommen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass immer mehr Theater außerhalb Hamburgs Produktionen der Hamburger Kammerspiele als Gastspiele anfragen: Gastspielorte sind u.a. Bochum, Berlin, Wien?
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