Soko „Opera“
Pizza-Arien und Elbblick inklusive

 

Das Opernloft hat im Alten Fährterminal Altona ein neues Zuhause gefunden – Am 18. Januar gibt es dort die Uraufführung einer Krimi-Oper.

von Heinrich Oehmsen

Die Odyssee ist vorbei. Das Opernloft ist nach dreijähriger Irrfahrt am Elbufer vor Anker gegangen. Das maritime Klischee mag erlaubt sein, denn in Zukunft wird die etwas andere Opernbühne im Alten Fährterminal in einer neuen Spielstätte zu Hause sein. 2015 kam nach nur fünf Jahren das Aus in der Innenstadt, nachdem der Springer-Verlag sein Gebäude an der Fuhlentwiete verkauft hatte. Inzwischen ist es abgerissen. Der Vertrag wäre noch weitere fünf Jahre gelaufen, eine weitere Verlängerungsoption von noch einmal fünf Jahren gab es auch noch.

Ursprünglich sollten wir mit in den Wiesendamm, wo das Junge Schauspielhaus hinzieht, doch der Plan zerschlug sich. Die Kulturbehörde hat sich dann bei der Sprinkenhof AG für uns stark gemacht. Wir haben dann an einer öffentlichen Ausschreibung teilgenommen und dann den Zuschlag im Alten Fährterminal bekommen“, erzählt Inken Rahardt, die künstlerische Leiterin des Opernlofts. Zusammen mit Susann Oberacker (Dramaturgie, künstlerisches Betriebsbüro) und Yvonne Bernbom (Geschäftsführung) führt Rahardt die 2002 gegründete Bühne.

 
"Tod im Terminal"

Daniela Kettner & Marie Sophie Richter
Foto: Inken Rahardt
 

Den Betrieb hat die Bühne an der Van-der-Smissen-Straße bereits Mitte November mit der Wiederaufnahme von „Tosca“ gestartet. Am 18. Januar gibt es mit „Tod im Terminal“ die erste Uraufführung in den neuen Räumen. Nina Pichler inszeniert die Krimi-Oper, bei der die beiden singenden Ermittlerinnen an Bord eines Luxusliners müssen. Kurz vor dem Ablegen des Passagierdampfers wird dort eine gewisse Manon vermisst. Die Detektivinnen der Soko „Opera“ müssen die Reise mit antreten, von Hamburg aus geht es nach England und dann weiter nach Le Havre und Paris. Weitere Verbrechen passieren unterwegs, die Detektivinnen kommen mit ihren Ermittlungen kaum hinterher. In die spannende Handlung eingebaut sind Melodien aus den Werken von Massenet, Verdi und Johann Strauss. Bis Ende Februar sind erst einmal neun Vorstellungen von „Tod im Terminal“ angesetzt.

Der neue Bühnenraum im Fährterminal mit einer hohen Fensterfront und einem Blick auf die Elbe  hat 250 Plätze, wenn er komplett in Reihen bestuhlt wird.

Bei vielen Aufführungen stellen wir Tische in den Raum, um eine legere Atmosphäre zu erreichen. Getränke dürfen ohnehin mit in den Saal genommen werden. Bei ,Tosca’ sitzen die ZuschauerInnen an Trattoria-Tischen, an denen sie Pizza serviert bekommen“, erläutert Rahardt. „Jedes Stück wird anders bestuhlt.“

Bei Puccinis Oper singen die ProtagonistInnen nicht nur, sondern bereiten Pizzen zu, die dann auch serviert werden.  „Tosca“ feierte schon 2013 Premiere, jetzt ist das beliebte Stück wieder aufgenommen worden. „Diese Wiederaufnahmen sind leider nicht so einfach, weil die Bühnenbilder durch die vielen Umzüge zum Teil stark ramponiert sind und auch die Bühnenmaße jetzt anders sind als in der Fuhlentwiete. Wir haben eine neue Tonalage, mehr Scheinwerfer und auch neue SängerInnen. Wir konnten nicht auf viel aufbauen, deshalb sind die Wiederaufnahmen fast wie eine Neuproduktion“, berichtet Rahardt von den Anfangsschwierigkeiten am neuen Standort.

Obwohl der Theaterbetrieb läuft, gibt es noch einiges in den neuen Räumen zu tun. „Das Bistro wird noch abgetrennt und die Terrasse zur Elbe hin ist noch nicht fertig. Wir machen die Gastronomie selber, haben aber noch nicht entschieden, ob wir das Bistro außerhalb unserer Spielzeiten öffnen.  Erst mal muss das Theater laufen“, nennt Rahardt die Prioritäten. Doch sie sagt auch deutlich, dass sie ihr Haus für Events vermieten müssen, um genügend Einnahmen für den Spielbetrieb zur Verfügung zu haben: „Alles nur mit der Kunst einzuspielen ist schwierig.

 Opernloft
Foto: Inken Rahardt
 

 Auf dem Spielplan stehen immer wieder die beliebten „Sängerkriege“. Der nächste Opern-Slam geht am 30. März mit „April, April“ über die Bühne. Sängerinnen und Sänger treten gegeneinander an, das Publikum entscheidet, wer gewinnt.  In Planung ist außerdem Jules Massenets Oper „Werther“ nach der Vorlage von Johann Wolfgang Goethe. Die Regisseurin Anke Rauthmann wird das Stück inszenieren. Dafür hat das Opernloft eine spezielle Projektförderung der Kulturbehörde bekommen.  „Aufgrund der Selbstmord-Problematik ist es ein anspruchsvolles Stück, das wir nur sieben Mal im Spielplan haben werden“, so Rahardt. Auch der „Ring der Nibelungen“, der bereits 2008 Premiere feierte, wird wieder aufgenommen. Die 16 Stunden des Wagner-Epos’ werden auf 90 Minuten verdichtet. „Es ist kein Gegenentwurf zu Bayreuth, sondern eine Oper für Wagner-Einsteiger. Wir gehen aber über die Inszenierung noch mal drüber, damit sie auch im Heute ankommt“, kündigt die Opernloft-Intendantin an.