30 Jahre Tivoli – Interview mit Corny Littmann
Seit 30 Jahren ist Schmidts Tivoli nicht mehr vom Spielbudenplatz wegzudenken. Seit 2003 läuft hier die Heiße Ecke, das erfolgreichste Hamburger Musical. 4600 Vorstellungen wurden bisher gespielt. Mehr als 2,5 Millionen Zuschauer*innen haben das komische Spektakel bisher gesehen. Zum Jubiläum und der Wiedereröffnung des Tivoli kehrt die Heiße Ecke wieder in den Spielplan zurück. Wir haben mit Corny Littmann, dem künstlerischen Leiter der Schmidt-Theater, über die Anfänge seiner Bühne und ihre Erfolgsstory gesprochen.
von Heinrich Oehmsen
Wie sind Sie vor 30 Jahren an das Gebäude auf dem Spielbudenplatz gekommen, in dem jetzt Schmidts Tivoli zu Hause ist?
Corny Littmann: Der Mietvertrag des "Zillertal" endete im Dezember 1990 und das Gebäude fiel an die Stadt zurück. Darauf gab es eine bemerkenswerte Ausschreibung der Stadt: Sie setzte einen Kaufpreis von drei Milllionen Mark fest und entschied, dass diese Immobilie kulturell genutzt wird. Es blieben am Ende nur zwei Bewerbungen übrig und wir haben den Zuschlag bekommen. Wir hatten uns gemeinsam mit dem Immobilienbesitzer Willi Bartels beworben. Bartels hat das Haus gekauft, wir haben das Konzept geliefert, mussten aber noch etwa zwei weitere Millionen für die Umbauten investieren. Die Gelegenheit, eine so große Immobile mitten auf der Reeperbahn betreiben zu können, die gibt es alle 20 bis 30 Jahre mal. Deshalb haben wir uns entschieden, das Risiko auf uns zu nehmen. Für uns Betreiber*innen war das ein Quantensprung von 220 Plätzen im Schmidt Theater auf insgesamt 850 mit dem Tivoli und allem, was dazu gehört: Programm, Personal, Infrastruktur, Vertrieb, Marketing.
Das spricht für ein großes Selbstbewusstsein.
Littmann: Das hatten wir offensichtlich. Ich bin in vielen meiner Entscheidungen optimistisch gewesen und habe oft richtig gelegen.
Was war das erste große Programm in Schmidts Tivoli?
Littmann: Das war der Abend mit Marlene Jaschke. Marlene Jaschke ist Carmen hieß das Programm, eine sehr eigenwillige Interpretation der Oper von Bizet. Bemerkenswert war, dass wir 100 Vorstellungen angesetzt hatten und alle waren bereits vor der Premiere ausverkauft. Alle!
Woher kam dieser grandiose Erfolg? Wollte damals die ganze Stadt Theater auf dem Kiez sehen?
Littmann: Es gab ja durch die Schmidt-Mitternachtsshow im Fernsehen einen ungeheuren Jaschke-Schmidt-Hype. Wir waren 1991 in aller Munde. Allein im Bereich des NDR haben sich die Mitternachtsshow im Schnitt eine Million Zuschauer*innen pro Sendung angeschaut. Nichtsdestotrotz ist der Erfolg von Jaschkes Carmen einmalig in der Hamburger Theatergeschichte.
Es hat in Schmidts Tivoli eine Reihe sehr erfolgreicher Shows gegeben wie „Caveman“, „Cabaret“ oder „Swingin’ St. Pauli“. Aber „Heiße Ecke“ bricht ja seit 2003 alle Rekorde. Wie erklären sie diesen Erfolg?
Littmann: Zum einen ist es ein deutschsprachiges Musical und eine Eigenproduktion. Die Geschichten, die dort erzählt werden, sind authentisch. Sie spiegeln das Leben auf dem Kiez wieder. Wenn die Menschen nach der Vorstellung rausgehen, sehen sie plötzlich die Würstchenbude, die Junggesell*innenabschiede und vieles mehr. Das Stück bedient sich an der Realität.
Welche Qualitäten braucht man, über so einen langen Zeitraum so erfolgreich zu sein wie mit der „Heißen Ecke“?
Littmann: So einen Erfolg kann man nicht planen. Den kann man sich in seinen kühnsten Träumen vielleicht wünschen. Normal ist, dass wir zwischen 500 und 1000 Vorstellungen pro Stück spielen. Das ist im Vergleich mit allen anderen deutschen Theatern gigantisch.
Wird es Überraschungen am 1. September beim Jubiläum des Schmidts Tivoli geben?
Littmann: Es werden viele Freund*innen und bekannte Persönlichkeiten kommen, aber wer was sagen oder auftreten wird, verrate ich noch nicht. Damit wollen wir unsere Gäste überraschen.