Hoffen auf den Frühling

 

Trotz des aktuell verlängerten Lockdowns, hoffen die Hamburger Theaterschaffenden auf einen erneuten Spielbeginn ab März

 

von Heinrich Oehmsen

 

„Nach Ostern sind wir startklar“, sagt Axel Schneider. Neun Produktionen hat der Intendant des Altonaer Theaters in den vergangenen Monaten produziert, gerade lief im Haus an der Museumstraße die Generalprobe von Friedrich Dürrenmatts Der Richter und sein Henker.  Zwar befindet sich das Altonaer Theater wie auch alle anderen Hamburger Bühnen im zwangsverordneten Lockdown, aber sobald die strikten Einschränkungen gelockert werden und das Publikum wieder kulturelle Einrichtungen besuchen darf, wird die Bühne in Altona dabei sein. Für Freitag, 9. April, steht Die Reise der Verlorenen nach dem Roman von Daniel Kehlmann als Wiederaufnahme auf dem Spielplan. Premiere hatte die von der Kritik hochgelobte Inszenierung von Thomas Luft bereits im vergangenen Oktober. Wegen des Lockdowns wurde das Stück, in dem es um die Irrfahrt eines Flüchtlingsschiffes im Jahr 1939 geht,  nur ein paar Mal gezeigt.
Für den 2. Mai ist auch schon die nächste Premiere terminiert. Dann hebt sich im Altonaer Theater der Vorhang für A Long Way Down nach dem Roman von Nick Hornby.  Gehörig durcheinander geworfen - nicht nur in Altona, sondern in vielen Häusern – wurden die Planungen für die zurzeit noch laufende Spielzeit und auch für die kommende Saison. „Wir haben allein vier Weihnachtsstücke fertig, die werden wir nicht alle in diesem Jahr zeigen können“, so Schneider.

 

 

Quai West // Deutsches Schauspielhaus © Matthias Horn 

Auch am Deutschen SchauSpielHaus verschieben sich geplante Inszenierungen in die Saison 21/22. „Wir haben Stücke, die sind so gut wie fertig wie Coolhaze  von Studio Braun oder Café Populaire, doch wir können sie in den nächsten Wochen nicht herausbringen, weil sie nicht für die Corona-Bestimmungen konzipiert sind“, berichtet Ralf Fiedler, Dramaturg am SchauSpielHaus. Es gibt eine Reihe von Verschiebungen, aber auch zwei fixe Premierentermine an der Kirchenallee. Im Malersaal soll am 28. Mai Christoph Marthalers Hölderlin-Abend mit dem Titel Die Sorglosschlafenden, die Frischaufgeblühten laufen, einen Tag später folgt Bernard-Marie Koltès Quai West in der Regie von Michael Thalheimer. Verabschiedet hat sich das SchauSpielHaus von den „Geistervorstellungen“, die nicht zuvor aufgenommen, sondern als tatsächlich gespielte Stücke per Livestream ins Netz übertragen wurden. „Der technische Aufwand ist hoch und es sind dann doch zu viele Leute im Haus“, so Fiedler. Streaming bietet das SchauSpielHaus – wie auch viele andere Bühnen – dennoch an, die Aufführungen stammen jedoch aus der „Konserve“.

 

Auch das Thalia Theater hofft, von April bis Juni spielen zu können. Geprobt wird derzeit an drei Stücken. „Wir werden flexibel reagieren“, sagt Maren Dey, Kommunikationsleiterin an der Bühne am Alstertor.

 

Wenn es nach Isabella Vértes-Schütter ginge, könnte das Ernst Deutsch Theater sofort loslegen. „Wir haben genug in der Pipeline“, sagt die Intendantin von Hamburgs größtem Privattheater. Ursprünglich hatte Vértes-Schütter geplant, ihr Weihnachtsmärchen zu Ostern auf den Spielplan zu nehmen, doch aktuelle Verordnungen haben diese Pläne schon wieder zunichte gemacht. Als nächste Premiere steht am 15. April Spatz und Engel auf dem Spielplan. Darin geht es um eine Begegnung zwischen dem deutschen Filmstar Marlene Dietrich und der französischen Chansonsängerin Edith Piaf, die 1947 in New York stattgefunden hat und aus der sich eine lange Freundschaft entwickelte. Der Spielplan für 2021/22 ist bereits fertig, wird von der Intendantin aber erst vorgestellt werden, wenn an der Mundsburg wieder gespielt wird. „Es ist eine wichtige Saison für uns, weil das Ernst Deutsch Theater 70 Jahre alt wird“, so Vértes-Schütter.

 

Im Ohnsorg-Theater sind fünf Produktionen bereits fertig. Intendant Michael Lang würde ebenfalls gern zu Ostern den Lappen wieder hochgehen lassen. „Wir könnten, aber dürfen wir auch?“, fragt er. „Wenn die Theater wieder öffnen, müssen sie sichere Orte sein. Dazu müssen wir Politik und Wissenschaft mit ins Boot bekommen“, so Lang. Zurzeit pausiert das Ohnsorg-Theater mit den Proben und orientiert sich hierbei an den Hamburger Schulen: „Erst wenn die Schulen wieder geöffnet sind, setzen wir unsere Proben fort.“

 

Willkommen bei den Hartmanns // Komödie Winterhude © Oliver Fantitsch 

Nur zwei Wochen benötigt die Komödie Winterhuder Fährhaus, um ihren Betrieb hochzufahren. Bis zum 31. März hat Theaterleiterin Britta Duah ihr Haus geschlossen, am 1. April soll es mit der Wiederaufnahme von Willkommen bei den Hartmanns wieder  losgehen. Alles was sie wollen mit Nora von Collande und Hans Herrmann ist ebenfalls fertig geprobt und steht vom 28. April an auf dem Spielplan.

 

Die übrigen Theater und Bühnen hoffen ebenfalls auf ein Sinken der Inzidenz-Zahlen und entsprechende Signale der Politik, um möglichst große Vorbereitungszeit für Werbung und Kartenvorverkauf zu bekommen.  Unsicherheit herrscht bei vielen Theatermacher*innen über die Reaktionen des Publikums auf wieder geöffnete Theater.

Tessa Aust, Geschäftsführerin der drei Schmidt-Bühnen auf dem Spielbudenplatz bringt es auf den Punkt: „Wichtig ist es, das Vertrauen der Besucher*innen zurück zu bekommen.“

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