Hamburger Theater Open Air –
Kunterbuntes Programm auf dem Rathausmarkt
Vom 30. Juli bis 08. August erwacht auf dem Hamburger Rathausmarkt eine große Theaterbühne zum Leben
von Heinrich Oehmsen
Die Hamburger Theater haben zum Ende der Spielzeit mit ein paar Premieren geglänzt, die Elbphilharmonie ist wieder geöffnet und die Konzertveranstalter*innen setzen auf Open-Air-Konzerte. Nach monatelangem Lockdown und Ausgangsbeschränkungen berappelt sich die Kulturszene und erwacht zu neuem Leben. Statt den gewohnten Theaterferien und Spielzeitpausen, hat die Stadt einen spartenübergreifenden Kultursommer ausgerufen und dafür zehn Millionen Euro locker gemacht. Vom 15. Juli bis zum 16. August wird es in allen Hamburger Bezirken mehr als 700 Veranstaltungen geben. Der Rathausmarkt wird dabei genauso bespielt, wie öffentliche Parks, Fleet-Pontons, Alsterdampfer oder die Hanseatische Materialverwaltung, wo Kultursenator Carsten Brosda das Programm vorstellte. Play Out Loud heißt das Motto dieses Festivals, das es ohne die Pandemie wohl nicht gegeben hätte.
Das Hamburger Theater Open Air hat sich für seine künstlerischen Beiträge einen Ort gesucht, der besser kaum hätte sein können: Auf einer großen Open-Air-Bühne mitten auf dem Hamburger Rathausmarkt zeigen verschiedenste Ensembles und Solist*innen vom 30. Juli bis zum 8. August teilst schon lange fertig geprobte Programme, mit denen sie in die kommende Spielzeit gehen werden. Es gibt Performances und Comedy, Tanz, Musik und Schauspiel, Improvisationstheater und Kinderstücke – die Darbietungen sind kunterbunt. "Hamburg kann sich auf einen kulturell rauschhaften Sommer freuen“, so Brosda.
Einen Vorgeschmack gibt es dabei auch auf das Sommerfestival auf dem Kampnagel-Gelände, das vom 4. bis zum 22. August läuft und ideal in diesen Kultursommer passt. The Shit is for us! heißt ein Programm, das vom Hamburger Netzwerk Formation*Now kommt. Es steht für eine urbane Jugendkultur-Szene und kümmert sich inhaltlich um Aufklärung über Rassismus und Diskriminierung. Gleichzeitig präsentiert es auch lokale Music-Acts zwischen Rap und Pop. Am 5. August zeigt Formation*Now auf dem Rathausmarkt ein Programm aus Poetry und Musik (Beginn 19 Uhr), am 11.8. läuft es dann im Avant-Garten beim Sommerfestival.
Seit vielen Jahren richtet der Kabarettist Michael Frowin seinen Blick auf die Berliner Polit-Bühne und hier insbesondere auf die Bundeskanzlerin. 2002 machte er sie zur Titelfigur in seiner Oper Angela, seit 2010 arbeitet er sich an ihr in seinem Programm als Kanzlerchauffeur ab. Doch jetzt heißt es für Frowin Abschied zu nehmen, denn am 26. September macht Merkel ihren Platz im Kanzleramt frei. Die letzten Tage von Angela Merkel heißt sein letzter kabarettistischer Rundumschlag, mit dem Frowin im August und September auf dem restaurierten Theaterschiff gastieren wird. Zusammen mit seinem Begleiter Dietmar Loeffler zeigt er das neue Programm am 1. August unter freiem Himmel (19 Uhr).
Um einen Volkskanzler geht es in einem Essay des Journalisten Maximilian Steinbeis. Das asphalt Festival Düsseldorf und das LICHTHOF Theater haben daraus einen starken Theaterabend gemacht, der zeigt, wie kurz der Weg von der Demokratie zur Diktatur ist. Ruth Marie Krüger spielt den Volkskanzler am 4. August unter der Regie von Helge Schmidt (19 Uhr).
Das Imperial-Theater nutzt den Kultursommer am 31. Juli für eine exklusive Preview-Show, die dann am 5. August Premiere feiert (Beginn 15 Uhr). In der Fabelhaften Willy Wunder Wirtschaftswunder-Schau geht es um die Schlager der 50er-Jahre, die heile Welt zwischen Nierentisch und Käse-Igel und Songs wie Friedel Henschs Der Mond von Wanne-Eickel.
Nostalgisch wird es auch am Abend des 31.7., wenn Schauspielerin und Sängerin Sarah Kattih die Bühne betritt. Sie singt und spielt Heute Abend: Lola Blau, das „Musical für eine Schauspielerin“, das Georg Kreisler geschrieben hat und das seit der Uraufführung 1970 immer wieder für Furore gesorgt hat (19 Uhr). Auch der Rock’n’Roll feiert eine Wiederkehr Elvis lebt – Bei Möbel Werner ist eine Produktion des Hamburger Sprechwerks, in der ein ziemlich abgestützter Elvis-Interpret im Mittelpunkt steht. Ob die Küchenabteilung eines Möbelhauses ihm zu einem Comeback verhelfen kann? (2.8., 19 Uhr)
Der Quatsch Comedy Club ist beim Theater Open Air ebenso dabei (30.7., 19 Uhr) wie die Improtheater-Truppe Die Zuckerschweine (8.8., 15 Uhr); es gibt eine neue Ausgabe des Opern-Slam (8.8., 19 Uhr); das Current Dance Collective macht aus Aldous Huxleys dystopischen Roman Brave New World einen RAVE NEW WORLD und geht der Frage nach, welche Kontrolle der Staat über den Körper des Menschen hat (7.8., 19 Uhr).
Auch für Kinder gibt es beim Kultursommer eine Reihe von Theaterstücken. Regisseur Gero Vierhuff hat eine Version von Jonathan Swifts Roman Gullivers Reisen für die Bühne umgesetzt. Das Stück über den Schiffbrüchigen Gulliver, der auf einer Insel strandet, die von den kleinen Liliputanern bewohnt wird, ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet (1.8., 15 Uhr). Um eine Maus und ihre Familie dreht sich Frederik. Während seine Freunde Vorräte für den Winter sammeln, träumt Frederick lieber und sammelt Farben und Wörter. Doch am Ende hilft seine Fantasie, seine Familie durch den langen Winter zu bringen (6.8., 15.30 Uhr, ab 3 Jahren). Und schließlich lädt das Hamburger Theater Open Air am 07.08. zu einer Doppel-Show für das junge Publikum ein: Bei Unterm Bett liegt ein Skelett treiben Geister und Gespenster ihr Unwesen, Irgendwo ist immer Süden handelt vom Paradies vor der eigenen Haustür (7.8, 15 Uhr, ab 6 Jahren).
Zugang zu den Vorstellungen bekommen Theaterfreunde gegen eine Reservierungsgebühr von 5 Euro auf www.theater-open-air-hamburg.org